Quelle: zVg. Thurgauer Zeitung, Manuel Nagel

Pressetext Tagblatt, zVg Tagblattmedien, Manuel Nagel

 

Mit einem Tango und einem Schweizer Gardisten wollen die
Amriswiler Katholiken den Papst versöhnlich stimmen

Die Katholische Kirchgemeinde Amriswil erzielt im Jahr 2020 einen Gewinn von fast 34'000 Franken.
Manuel Nagel   l   09.05.2021

Die Musikauswahl von Kantor Thomas Haubrich für die Kirchgemeinde von Katholisch Amriswil hätte nicht besser sein können. Doch dazu später.

Zuerst ging es um Zahlen. Präsident Daniel Ambord vermeldete 34 anwesende von insgesamt 2009 Kirchbürgerinnen und Kirchbürgern. Im Vergleich zur letzten Versammlung seien beide Zahlen leicht gesunken (36 sowie 2018). Um die Schutzmassnahmen bestmöglich umsetzen zu können, sei man vom Saal unter der Kirche, wie sonst üblich, in die Kirche disloziert. Doch umstritten war keines der Traktanden. Bei der Jahresrechnung 2020 konnte Kirchenpflegerin Jasmine Chischè anstelle des budgetierten Verlustes von 58'650 Franken einen Gewinn von 33'869 Franken bekanntgeben, womit die Rechnung mehr als 90'000 Franken besser ausfiel als angenommen. Das habe nicht zuletzt auch mit den Mehreinnahmen bei der Grundstückgewinnsteuer und der Einhaltung der ordentlichen Aufwände gemäss Budget zu tun, wie Chischè kommentierte. Eine Punktlandung gab es bei den Steuern der natürlichen Personen. Budgetiert hatte man 1,095 Millionen Franken, geworden sind es schliesslich etwas mehr als 1,092 Millionen. Die detaillierte Erfolgsrechnung ist auf der Website der Kirchgemeinde einsehbar. Doch für alle 34 anwesenden Kirchbürger war die Sache klar: Sie stimmten der Rechnung 2020 einstimmig zu, ebenso wie der Gewinn vollumfänglich dem Eigenkapital der Kirchgemeinde zuzuschreiben sei. Somit lag auch der Blumenstrauss für Beat Köpfli drin, den Chischè ihrem Kollegen Beat Köpfli aus der Kirchenvorsteherschaft überreichen durfte. Köpfli muss das Gremium verlassen, weil er am 1. August das Amt des Mesmers von Giuseppe Palmisano antritt, der diesen Sommer nach 21 Jahren in Pension geht.

Enriqueta Taboas Saragoni in die Behörde gewählt
Für Beat Köpflis Nachfolge in der Kirchenbehörde stellte sich im Vorfeld Enriqueta Taboas Saragoni zur Verfügung, die noch in geheimer Wahl bestätigt werden musste. Während die Stimmzettel ausgezählt wurden, spielte Thomas Haubrich auf der Orgel und nahm die Anwesenden mit auf eine musikalische Reise nach Spanien und Argentinien mit Stücken von Bizet aus der Oper «Carmen» und zwei Tangos von Piazzolla. Ein gutes Omen für Enriqueta Taboas, die ihre familiären Wurzeln in Spanien hat. Mit 30 Stimmen wurde Taboas in die Kirchenvorsteherschaft gewählt – wenn auch voraussichtlich nur noch für ein Jahr bis Ende Mai 2022. Denn danach soll die Kirchenvorsteherschaft neu Kirchgemeinderat heissen. Dies erläuterte Synodalrat Hans Diezi den Anwesenden und lieferte auch gleich die Erklärung mit: Nach Ansicht der Landeskirche könne nur eine Person der Kirche vorstehen – und das sei der Papst. Deshalb soll nun mit der kantonalen Abstimmung vom 13. Juni der Name der Kirchbehörde geändert werden. Auch das Amt von Jasmine Chischè soll künftig nicht mehr die Kirchenpflege sondern die Kirchenverwaltung sein. Daniel Ambord bleibt jedoch Präsident. Und als solcher meinte er zum Schluss der Kirchgemeindeversammlung, dass er hoffe, dass Papst Franziskus nun durch die Stücke seines Landsmannes Piazzolla etwas versöhnlich gestimmt sei, dass sie noch etwa ein Jahr lang eine Kirchenvorsteherschaft seien.

Zudem ist nun auch ein Amriswiler für die Sicherheit von Papst Franziskus zuständig. Wenige Stunden vor Beginn der Kirchgemeindeversammlung wurde im Vatikan Manuel Klingler als Schweizer Gardist vereidigt.



«80 Bäume gepflanzt»
Urs Hungerbühler, Vizepräsident der Kirchgemeinde und Leiter des Ressorts Bau, zog Bilanz der Photovoltaikanlage, die im April 2020 in Betrieb genommen wurde. Diese habe innerhalb dieser zwölf Monate 6,7 Megawattstunden Strom produziert, wodurch 2,6 Tonnen CO2 eingespart werden konnten. Oder, wie Hungerbühler einen Vergleich anstellte, habe die Kirchgemeinde quasi 80 Bäume gepflanzt. 

Manuel Nagel

 

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